Interviewreihe

Interview-Reihe Soziale Arbeit

Die Interviews bieten uns als Bundesfachverband Betrieblicher Sozialer Arbeit die Möglichkeit, politische, juristische, wissenschaftliche, journalistische oder gesellschaftliche Expertise zu erhalten. So kann ein vertiefter und multiperspektivischer Einblick in die Thematik der sozialen Verantwortung in Organisationen gewonnen werden, wobei das Wechselspiel zwischen hohem Abstraktionsniveau der Antworten und den Schilderungen persönlicher Erfahrungen ganz essenziell zur Horizonterweiterung beiträgt.

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BBS-Interview mit Bundesverfassungsgerichtspräsident a.D. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andreas Voßkuhle

Andreas Voßkuhle (* 21. Dezember 1963 in Detmold) ist ein deutscher Jurist und Hochschullehrer. Seit 1999 ist er Professor und Direktor des Instituts für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Von 2008 bis 2020 war er Richter des Bundesverfassungsgerichts, zunächst als Vizepräsident, ab 2010 als Präsident des Gerichts und Vorsitzender des Zweiten Senats. Seit 2020 ist Voßkuhle Vorsitzender des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie und seit 2021 Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

Andreas Voßkuhle betont die soziale Verantwortung von Unternehmen in jeglicher Hinsicht. Dies betreffe sowohl das kollegiale Miteinander als auch die hergestellten Produkte. Mit Fragen der betrieblichen Sozialberatung kam Voßkuhle in seinen Wirkungsstätten – z.B. als Universitätsrektor oder Bundesverfassungsgerichtspräsident – in Berührung. Als Schwerpunktmöglichkeit der BSA nennt er die Prävention von Burnout. Die Wichtigkeit des Kollegiums für seine Führungsfunktionen unterstreicht Voßkuhle. So hätten nicht zuletzt seine Chefsekretärin und sein Fahrer ihn in seiner Zeit als Bundesverfassungsgerichtspräsident „getragen“. Voßkuhle erläutert die mittelbare Drittwirkung der Grundrechte. Die Normen des Arbeitsrechts orientierten sich an der Wertordnung, die das Grundgesetz vorgebe.

BBS-Interview mit Prof. Dr. Gesine Schwan

Gesine Marianne Schwan (* 22. Mai 1943 in Berlin) ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin. Von 1977 bis 1984 war sie Mitglied der Grundwertekommission der SPD. Nach einer Unterbrechung wurde sie 1996 wieder in die SPD-Grundwertekommission aufgenommen. Seit 2014 ist sie Vorsitzende des Gremiums.
Von Oktober 1999 bis September 2008 war sie Präsidentin der 1991 gegründeten Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Von Juni 2010 bis Juni 2014 war sie Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance. Heute ist sie Präsidentin des Nachfolgeprojekts Humboldt-Viadrina Governance Platform.

Fragen der Arbeit bzw. der guten Arbeit beantwortet Gesine Schwan unter politikwissenschaftlichen Vorzeichen. So gehörten Konflikt und Kooperation zusammen. Es mache eine pluralistische Gesellschaft aus, Gegensätze auszusprechen. Könne man sich auf Gemeinsames verständigen, verschaffe dies Macht.

Die Verantwortung der Arbeitgeber_innen für die Arbeitnehmer_innen betrachtet Schwan ganzheitlich. Freiheit und Demokratie seien auch in Betriebsstätten wichtige Werte, die dort gelebt werden müssten. Jeder Mensch müsse sich als Subjekt fühlen können und dürfe nicht zu einem Objekt degradiert werden.

BBS-Interview mit Bundestagspräsident a.D. Dr. h.c. Wolfgang Thierse

Wolfgang Thierse (* 22. Oktober 1943 in Breslau, Provinz Niederschlesien) ist ein deutscher Politiker (SPD). Von 1998 bis 2005 war er Präsident des Deutschen Bundestages und von 2005 bis 2013 dessen Vizepräsident. (Bildquelle: Der Deutsche Bundestag)

Arbeit sei keine Ware und dürfe nie zu einer Ware werden, hebt Wolfgang Thierse hervor. Arbeit schaffe die Lebensgrundlage des Individuums und sei sinnstiftend, weswegen er kein Anhänger des bedingungslosen Grundeinkommens sei. Den Hype um das Homeoffice kann Thierse nicht verstehen. In der Vergangenheit sei es als Fortschritt betrachtet worden, dass die Heimarbeit durch die kollektive Arbeit ersetzt worden sei. Mischformen kann sich Thierse auch nach dem Ende der Corona-Pandemie gut vorstellen; allerdings seien klare Regeln erforderlich. „Einsame Arbeitnehmer_innen“ könnten definitiv kein Ideal sein.